Als die 53-jährige Barbara zwei Linien auf dem Schwangerschaftstest sah, konnte sie ihren Augen nicht trauen. Mutter zu werden ist etwas Wunderschönes – aber in ihrem Alter, als bereits erfahrene Mutter und Großmutter, war das das Letzte, womit sie gerechnet hatte. Die Nachricht war überwältigend. Sie machte sich nicht nur Sorgen über die Reaktion ihrer Tochter, sondern auch darüber, wie sie allein zwei Kinder großziehen sollte.
Barbara wusste, dass sie ihre Schwangerschaft nicht lange geheim halten konnte. Also rief sie ihre Tochter Melanie an, um ihr alles zu erzählen.
Melanie wusste, dass ihre Mutter jemanden namens Jackson datete – einen alten Schulfreund, den sie über Facebook wiedergetroffen hatte. Doch sie hatte die Beziehung nie ernst genommen… bis zu der Nachricht mit dem Ultraschallbild. Die Schwangerschaft war Realität.
— Mach dir keine Sorgen, Mama — sagte Melanie einfühlsam. — Wenn das Gottes Plan ist, wird er dir auch die Kraft geben, ihn zu erfüllen. Ich bin für dich da.
Barbara war tief berührt von der Unterstützung ihrer Tochter.
— Aber Schatz, willst du nicht mehr wissen? — fragte sie zögernd.
— Ich habe Angst, dass Josh und die anderen mich verurteilen werden. Eine schwangere Frau in meinem Alter… Was wird die Gesellschaft über die Babys denken?
— Was interessiert dich die Meinung der Leute? — antwortete Melanie. — Du kennst sie: Heute wird getratscht, morgen vergessen. Und Josh? Er ist verständnisvoll. Ich spreche mit ihm.
Und tatsächlich hielt Melanie ihr Versprechen. Sie unterstützte ihre Mutter und besuchte sie regelmäßig. Auch ihr Ehemann Josh zeigte sich hilfsbereit, begleitete sie ins Krankenhaus und half bei Barbaras Betreuung. Doch alles änderte sich an dem Tag, als die Zwillinge geboren wurden.
Als die Krankenschwester die Neugeborenen ins Zimmer brachte, fiel Melanie und Josh sofort etwas auf: Die Babys hatten identische Muttermale auf den Schultern. Melanie erstarrte. Josh war schockiert.
— Diese Muttermale… Das kann nicht sein! — rief Melanie. — Josh, hast du mich etwa betrogen… mit meiner Mutter?
Josh war sprachlos. Auch er sah die Ähnlichkeit, wusste aber, dass er nicht der Vater war.
— Bitte, Melanie… Es ist nicht, was du denkst.
Barbara, gerade vom Kaiserschnitt erwacht, bemerkte die angespannte Stimmung.
— Schatz, was ist los?
— Wie soll ich ruhig bleiben? — schluchzte Melanie. — Ich war immer für dich da, Mama! Ich dachte, Josh sei vielleicht skeptisch, aber er hat dich unterstützt… und jetzt frage ich mich, ob es war, weil er der Vater ist. Du hast damals am Telefon etwas andeuten wollen, aber ich ließ dich nicht ausreden. Ich kann das nicht glauben… Ich will die Scheidung!
Barbara, die den Schmerz ihrer Tochter sah, nahm ihre Hand.
— Melanie, Josh… bitte hört mir zu. Ich muss euch die Wahrheit sagen.
Mit zitternder Stimme offenbarte Barbara das Geheimnis: Der Vater der Zwillinge war nicht Josh, sondern Andrew Wilson – Joshs Vater.
Einige Monate zuvor, bei einem Familientreffen auf Andrews Ranch, hatten Barbara und Andrew etwas getrunken… und sie verbrachten eine Nacht zusammen, die keiner von beiden geplant hatte.
— Ich hätte früher ehrlich sein sollen. Es tut mir leid — sagte Barbara unter Tränen.
Nachdem Melanie die ganze Wahrheit gehört hatte, erkannte sie ihren Fehler. Sie entschuldigte sich bei ihrer Mutter und bei Josh.
Barbara rief Andrew an und erzählte ihm alles. Er war zuerst schockiert, übernahm aber die Verantwortung. Am selben Tag besuchte er sie im Krankenhaus – mit Blumen und einem Heiratsantrag. Und zur Überraschung aller… sagte Barbara „Ja“.
Ein paar Monate später heirateten Barbara und Andrew in einer kleinen, intimen Kirche, umgeben von der Familie. Heute leben sie glücklich als Patchwork-Familie zusammen – ein Beweis dafür, dass das Leben uns selbst im hohen Alter noch überraschen kann.
