Ich nahm meinen Stiefsohn Eli und seine Freunde mit in einen Freizeitpark, in der Hoffnung auf einen schönen, unbeschwerten Tag – doch ich kehrte mit etwas viel Wertvollerem zurück:
Mit der Gewissheit, dass ich – ganz langsam – sein Vater wurde.
Es war ein sonniger Samstag, und ich spürte seit dem Morgen ein leichtes Kribbeln im Bauch. Es war nicht einfach nur ein Ausflug. Es war meine Chance, Eli zu zeigen, dass ich für ihn da bin – nicht nur für seine Mutter. Eli ist 12, und ich weiß, dass er seinen leiblichen Vater sehr vermisst. Er war mir gegenüber nie abweisend, aber ich spürte immer diese Distanz.
Kaum saßen wir im Auto, war die Stimmung ausgelassen. Die Jungs redeten durcheinander, lachten, planten, welche Attraktionen sie ausprobieren wollten. Ich fuhr, hörte zu, versuchte mich als Teil der Gruppe zu fühlen.
Im Park war alles wie aus dem Bilderbuch: blauer Himmel, Musik, Popcornduft, aufgeregte Kinder in langen Schlangen. Die Jungs stürmten sofort zur größten Achterbahn.
Ich war jedoch besorgt um ihre Sicherheit und schlug vor, mit einer ruhigeren Attraktion zu beginnen. Sie stimmten zu, wenn auch etwas widerwillig.
Später holte ich Eis für alle. Als ich mit dem Tablett zurückkam, hörte ich aus der Ferne Gelächter und Gesprächsfetzen.
Einer von Elis Freunden sagte lachend:
— „Der Mann deiner Mutter ist so langweilig. Nächstes Mal kommen wir besser ohne ihn!“
Mein Herz zog sich zusammen.
Es tat weh, das zu hören – besonders nach all meinen Bemühungen.
Doch was mich wirklich traf, war Elis Antwort:
— „Mein Papa würde uns nie den Spaß verderben. Wenn er sagt, dass es gefährlich ist, vertraue ich ihm. Wir können trotzdem viel Spaß haben.“
Er sagte „mein Papa“.
Nicht „der Mann meiner Mutter“.
Nicht „er“.
Papa.
Ich stand da wie versteinert. Die Enttäuschung verwandelte sich in Rührung.
In diesem Moment wusste ich: Etwas hatte sich zwischen uns verändert.
Ich trat näher, reichte das Eis, und versteckte meine Tränen hinter einem Lächeln.
Eli schaute mich an und bedankte sich – ehrlich und aufrichtig.
Im Laufe des Tages blieb er immer in meiner Nähe, machte Witze, fragte mich nach meiner Meinung, wollte, dass ich die Fahrten mit auswähle.
Als ich die Autoscooter vorschlug, war er sofort dabei – und bestand darauf, gegen mich zu fahren. Wir lachten, als wären wir seit Jahren beste Freunde.
Am Ende des Tages liefen seine Freunde voraus. Eli blieb bei mir, wortlos.
Dann nahm er meine Hand.
Diese eine Geste – sagte alles.
Wir beendeten den Tag auf dem Karussell, ganz ruhig. Und er ließ meine Hand nicht los.
Auf dem Heimweg dachte ich an alles, was wir erlebt hatten.
Das war nicht einfach nur ein Ausflug.
Es war ein Wendepunkt.
Ich war nicht mehr nur der Partner seiner Mutter.
Ich wurde zu seinem Vater.
Und so schwer dieser Weg manchmal auch sein mag –
jeder Schritt lohnt sich, wenn das Herz endlich seinen Platz gefunden hat.