Als Stuart 13 Jahre alt war, nahm eine plötzliche Krankheit seiner Adoptivmutter das Leben – einer Frau, die er nie ganz akzeptiert hatte. Sie hatte alles versucht, um sein Herz zu erreichen, aber er hielt immer Abstand. Jennifer hatte ihn allein großgezogen, nachdem sie ihn als alleinerziehende Mutter adoptiert hatte.
Neun Tage nach ihrem Tod trat Jennifers beste Freundin – nun Stuarts gesetzliche Vormundin – an ihn heran und sagte sanft:
— „Du solltest ihr Grab besuchen. Sie hat dort etwas für dich hinterlassen.“
Erst nach ihrem Tod wurde Stuart bewusst, wie sehr er sie vermissen würde. Also beschloss er, zum Friedhof zu gehen.
Am Grab angekommen, sah er tatsächlich einen Umschlag, der neben dem Grabstein lag. Darauf stand in Handschrift: „Für Stuart“.
Er öffnete ihn – völlig unvorbereitet auf das, was er gleich lesen würde.
„Von deiner leiblichen Mutter
Mein geliebter Stuart,
Als ich dich zur Welt brachte, war ich ein verängstigtes 19-jähriges Mädchen. Dein Vater – ein Mann, der mir die Welt versprochen hatte – verschwand, sobald er erfuhr, dass ich schwanger war. Ich war allein, voller Angst, mit nichts als einem zerbrochenen Traum… und einem Baby, das ich mehr liebte als mein eigenes Leben.
Mein Herz zerbrach an dem Tag, an dem ich dich vor der Tür eines Waisenhauses abgab.
Die fünf Jahre, die du dort verbracht hast, haben mir das Herz millionenfach gebrochen. Jede Nacht weinte ich und fragte mich, ob dir warm war, ob du geliebt wurdest, ob du genug zu essen hattest. Ich arbeitete in drei Jobs, sparte jeden Cent, nur um ein Leben aufzubauen, in dem ich dich zu mir holen konnte.
Als ich kam, um dich zu adoptieren, sah ich einen verletzten Jungen. Verlassen. Zurückgewiesen. Und ich wusste, dass ich dir die Wahrheit nicht sagen konnte. Nicht damals. Nicht, solange deine Wunden noch so frisch waren.
Also wurde ich deine Adoptivmutter… die Frau, die dich bedingungslos lieben würde. Die deine Wut ertragen würde. Die warten würde – geduldig – auf den Tag, an dem du mich vielleicht verstehen würdest.
Ich bin nicht nur deine Adoptivmutter. Ich bin deine leibliche Mutter. Ich war es schon immer.
Ich habe dich geliebt, bevor du geboren wurdest. Ich habe dich geliebt durch jedes harte Wort hindurch. Und ich liebe dich immer noch… von jenseits dieser Welt.
Bitte vergib mir.
In ewiger Liebe,
Deine Mama,
Jennifer”
Stuart brach in Tränen aus. Die Zeit schien stillzustehen, während Erinnerungen in ihn hineinströmten: Jennifers Geduld. Ihre stille Liebe. Der Teddybär, den sie jahrelang für ihn aufbewahrte. Die kleinen Dinge, die er nie beachtet hatte.
— „Mama…“ flüsterte er. „Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“
Mit zitternden Fingern strich er über den Grabstein. Eine sanfte Brise umhüllte ihn, wie eine mütterliche Umarmung.
— „Ich liebe dich,“ schluchzte er. „Ich habe dich immer geliebt. Ich wusste nur nicht, wie ich es zeigen sollte. Ich hatte Angst, dich zu verlieren. Angst, wieder verlassen zu werden. Ich wollte dich nicht verletzen. Und ich… ich wusste nicht, dass du meine richtige Mutter warst. Es tut mir leid.“
Ein leichter Windhauch streichelte seine Wange. In diesem Moment fühlte Stuart, als würde Jennifer ihn ein letztes Mal zärtlich berühren.
Vorsichtig legte er den Brief zurück in den Umschlag, beugte sich vor, küsste sanft den Grabstein und flüsterte:
— „Ich liebe dich, Mama.“
Von diesem Tag an besuchte Stuart täglich das Grab seiner Mutter.
Nicht aus Pflicht.
Nicht aus Schuld.
Sondern aus Liebe. Einer Liebe, die er nun endlich verstand.
Einer Liebe, die still und bedingungslos gewartet hatte – durch jedes harte Wort, jeden Moment des Schweigens.
Eine Liebe, die niemals zerbrach.
Eine Liebe… für immer.