Ich habe nie wirklich an Schicksal geglaubt… bis ich Kathy traf.
Sie trat vor drei Monaten in mein Leben und wurde sofort mein Mittelpunkt. Manche nannten mich verrückt, weil ich ihr nach nur einem Monat einen Heiratsantrag machte – aber mit ihr ergab einfach alles Sinn.
An diesem Tag war ich auf dem Weg, um ihre Eltern zum ersten Mal kennenzulernen.
Kathy hatte mich vor ihrem Vater, David, gewarnt. Sie beschrieb ihn als strengen Mann, der seine Zustimmung nicht leicht gab. Aber sie sagte auch, dass er ein gutes Herz habe und sie über alles liebe.
Ich kam viel zu früh am Flughafen an – meine Nervosität hatte mich dazu gebracht, viel früher als nötig aufzubrechen. Um mir die Zeit zu vertreiben, ging ich in ein gemütliches kleines Café gegenüber vom Terminal.
Dort sah ich ihn.
Ein Mann trat ein, in abgetragener Kleidung. Sein von Falten gezeichneter Gesichtsausdruck verriet ein Leben voller harter Arbeit und Entbehrungen. Er blieb direkt vor meinem Tisch stehen.
— Entschuldigen Sie — sagte er leise —, könnten Sie mir etwas Kleingeld für einen Kaffee geben?
Ich zögerte. Mein erster Impuls war, höflich abzulehnen.
Aber irgendetwas an ihm war anders. Er drängte nicht, wirkte verlegen, als müsste er um Hilfe bitten.
— Welchen Kaffee möchten Sie denn? — fragte ich.
— Jamaican Blue Mountain — antwortete er verlegen. — Ich habe gehört, der soll richtig gut sein. Heute ist mein Geburtstag. Ich wollte ihn schon immer mal probieren. Und dachte mir… warum nicht heute?
— Na gut — sagte ich und stand auf. — Dann holen wir Ihnen diesen Kaffee.
Sein Gesicht hellte sich auf, er lächelte ehrlich.
Ich kaufte ihm nicht nur den Kaffee, sondern auch ein Stück Kuchen.
— Setzen Sie sich — sagte ich. — Erzählen Sie mir Ihre Geschichte.
Er hieß David. Vor Jahren hatte er alles verloren – seine Familie, seinen Job, sein Zuhause. Das Leben hatte ihn gebrochen, aber er hatte nie aufgegeben.
Bevor ich ging, gab ich ihm 100 Dollar. Er wollte das Geld nicht annehmen.
— Sehen Sie es als Geburtstagsgeschenk von mir — sagte ich. — Alles Gute zum Geburtstag!
Nach dem Gespräch fühlte ich mich ruhiger, doch das Bild von Kathys Vater blieb mir im Kopf.
Ich schrieb ihr eine Nachricht:
„Ich bin so nervös. Wie läuft’s bei euch?“
Sie antwortete sofort:
„Alles super. Ich bin sicher, Papa wird dich mögen.“
Als ich schließlich in meinem Sitz in der ersten Klasse saß, sah ich einen Mann den Gang entlangkommen. Mein Herz blieb beinahe stehen, als ich sein Gesicht erkannte.
Es war er. Der Mann aus dem Café.
Aber diesmal trug er einen maßgeschneiderten Anzug, seine Haare waren ordentlich frisiert, und an seinem Handgelenk funkelte eine elegante Uhr.
— Was… was passiert hier gerade?
Er lehnte sich mit einem schelmischen Lächeln zurück.
— Nennen wir es… einen Test.
— Erlauben Sie mir, mich richtig vorzustellen — sagte er. — Ich bin David. Kathys Vater.
— Das war alles nur gespielt?
— Eine notwendige Prüfung — antwortete er ruhig. — Es ist leicht, freundlich zu sein, wenn man beobachtet wird. Aber ich wollte sehen, wie du mit jemandem umgehst, der dir scheinbar nichts zu bieten hat. Und du hast den ersten Teil bestanden.
Er holte ein Notizbuch heraus und reichte mir einen Stift.
— Noch eine letzte Sache: Schreib einen Brief an Kathy.
Am Anfang fielen mir die Worte schwer. Doch bald schien sich der Stift wie von selbst zu bewegen. Als ich fertig war, schmerzte meine Hand, aber mein Herz fühlte sich leicht an.
— Du hast bestanden — sagte er. — Willkommen in der Familie.
Als wir schließlich landeten und ausstiegen, war ich körperlich und emotional erschöpft.
Zu Hause angekommen, begrüßte mich Kathys Mutter Susan herzlich. Auch ihre Brüder und ihre Schwester waren da.
Das Abendessen war etwas angespannt. Alle gaben sich höflich, während David alles genau beobachtete.
Ich konnte nicht aufhören, mich zu fragen: Habe ich wirklich bestanden?
Später zog David mich zur Seite.
— Du hast dich gut geschlagen, Jimmy — sagte er. — Du hast mir gezeigt, wer du wirklich bist. Und das bedeutet mir viel.
Dann sah ich einen gefalteten Zettel auf der Anrichte.
Ich öffnete ihn. Es war der Kassenzettel aus dem Café, in dem wir uns getroffen hatten. Doch am unteren Rand stand etwas Besonderes:
„Zusätzliche Spende — $100“
In diesem Moment wurde mir klar: Ich würde nicht einfach in irgendeine Familie einheiraten. Diese Menschen waren außergewöhnlich. Und sie wollten mir zeigen, was wahre Freundlichkeit bedeutet… und was es heißt, wirklich dazuzugehören.