Ein Verlassener Welpe Wird zum Engel, den ein Trauernder Alter Mann in Seinen Gebeten Erfleht Hatte

Nachdem Burt seine Frau und seinen Sohn verloren hatte, glaubte er mit 91 Jahren nicht mehr an Wunder.

In seinem Alter war jeder Schritt vorsichtig, jeder Atemzug eine Erinnerung an ein langes Leben – größtenteils allein verbracht.

An einem nebligen Morgen hörte er plötzlich ein leises Winseln. Der Nebel lag wie ein grauer Schleier über der Straße, als er eine durchnässte Pappschachtel am Straßenrand entdeckte.

Darin saß ein zitternder, schwarz-weißer Welpe mit großen, flehenden Augen. An der Schachtel war ein zerknitterter Zettel befestigt: „Kümmere dich um ihn!“

Burt nahm den Welpen mit zitternden Händen hoch, steckte ihn unter seinen Mantel und brachte ihn nach Hause.

Er nannte ihn Sebastian – den Namen, den seine verstorbene Frau Martha für ihr zweites Kind vorgesehen hatte, das sie nie bekommen sollten.

Von diesem Tag an füllte Sebastian Burts stilles Zuhause mit Leben, Freude und lautem Bellen.

Zwei Jahre lang waren sie unzertrennlich. Sebastian gab Burt einen Grund, morgens aufzustehen, hinauszugehen und wieder zu lächeln.

Dann kam der schreckliche Donnerstag im Oktober.

Sebastian war die ganze Zeit unruhig gewesen, seine Ohren zuckten ständig bei Geräuschen, die nur er hören konnte. Die Hunde der Nachbarschaft bellten wie verrückt – später erfuhr Burt, dass eine läufige Hündin mehrere Rüden zum alten Park bei der Schule gelockt hatte.

Sebastian lief immer wieder zur Tür, winselte leise. Burt machte sich zunächst keine Sorgen – Sebastian war brav und war noch nie weggelaufen.

Wie gewohnt ließ Burt ihn in den umzäunten Garten. Der Hund rannte direkt zur entferntesten Ecke, spitzte die Ohren und lauschte. Burt ging zurück ins Haus, um das Mittagessen zuzubereiten. Als er Sebastian 15 Minuten später rief, blieb es still.

Das Tor stand offen.

Im Briefkasten lag Post. Hatte der Postbote es offen gelassen?

Panik überkam Burt. Er durchsuchte den Garten, rief laut nach Sebastian – ohne Antwort.

Dann kam sein Nachbar Tom mit einer schlimmen Nachricht: Man habe einen toten Welpen auf der Straße gesehen.

Burt spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen wegrutschte.

Doch er gab nicht auf. Er hängte Suchplakate in der ganzen Stadt auf. Darauf stand nicht nur, dass ein Hund vermisst wurde – sie erzählten eine Geschichte von Liebe und Verlust:

„VERMISST: SEBASTIAN. Geliebtes Familienmitglied. Schwarz-weißer Hund mit sternförmigem Fleck auf der Brust. Belohnung: Ein hausgemachtes Essen und ewige Dankbarkeit. Kontakt: Burt, Tür A31, Ahornstraße, Eichenviertel.“

Als niemand sich meldete, ging Burt zur Polizeistation – mit Sebastians Lieblingsspielzeug zitternd in den Händen.

Einer der Beamten grinste: — Vielleicht hat er eine Freundin gefunden! — sagte er lachend, während die Kollegen kicherten.

Burt antwortete nicht. Er drehte sich still um, seine Schritte schwer, sein Herz noch schwerer.

Zwei Wochen vergingen. Burt saß in seinem Sessel und blickte auf Sebastians leeres Hundebett in der Ecke, als plötzlich das Telefon klingelte.

Es war Polizist Charlie, aufgeregt und außer Atem:

Herr Burt? Ich bin zwar nicht im Dienst, aber ich war im Wald bei Millers Grundstück wandern, als ich Bellen hörte… von unter der Erde. Dort gibt es einen alten, halb mit Brettern bedeckten Brunnen – mit einer Öffnung. Ich glaube… Sie sollten kommen.

Als Burt dort ankam, wartete Charlie bereits mit Seilen und Taschenlampen.

Wuff! Wuff! — Das vertraute Bellen hallte aus dem Brunnen, und Burts Herz machte einen Sprung.

Er fiel auf die Knie, Tränen liefen über sein Gesicht.

Als sie Sebastian endlich herausholten, war er abgemagert, schmutzig und voller Schlamm – aber am Leben. Vermutlich hatte er durch Regenwasser im Brunnen überlebt.

Kaum war er auf dem Boden, rannte Sebastian mit voller Kraft in Burts Arme – so stürmisch, dass er ihn fast umwarf.

Sebastian… flüsterte Burt, ihn fest umarmend. — Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren… so wie ich auch sie verloren habe…

Seine Stimme brach.

Charlie kniete sich neben ihn und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.

Junger Mann, sagte Burt, Charlies Hand fest haltend, danke. Du hast keine Ahnung, was du mir gerade zurückgegeben hast.

Am nächsten Abend war Burts kleines Haus voller Menschen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wie versprochen kochte er ein Festessen: seinen berühmten Braten, Marthas Apfelkuchen nach Originalrezept und viele Beilagen. Charlie wollte die Belohnung ablehnen, aber Burt bestand darauf.

Später, als alle gegangen waren, saß Burt wieder in seinem Sessel. Sebastian, sauber und vom Tierarzt untersucht, rollte sich zu seinen Füßen zusammen. Er war dehydriert und hungrig, aber ansonsten gesund. Der Tierarzt nannte es ein Wunder.

Und in dieser Nacht, zum ersten Mal seit zwei Wochen, schliefen Mann und Hund ruhig – wissend, dass sie wieder genau da waren, wo sie hingehörten.