Ich heiratete nach dem Tod meiner Frau wieder – Eines Tages sagte meine Tochter: „Papa, die neue Mama ist anders, wenn du nicht da bist“

Ich hätte nie gedacht, dass ich nach dem Verlust von Sarah noch einmal Liebe finden würde. Monatelang fühlte sich meine Brust leer an, als ob jeder Atemzug eine Anstrengung wäre.

Dann kam Amelia in mein Leben – mit ihrem sanften Lächeln und ihrer Geduld brachte sie wieder Licht in unseren Alltag. Nicht nur für mich, sondern auch für meine fünfjährige Tochter Sophie, die sich sofort mit ihr verstand.

Als Amelia vorschlug, nach der Hochzeit in das Haus ihrer verstorbenen Eltern zu ziehen, schien es perfekt. Sophie war begeistert von ihrem neuen Zimmer, und ich war glücklich, sie so strahlen zu sehen.

Kurz darauf musste ich für eine Woche geschäftlich verreisen. Es war meine erste längere Abwesenheit seit der Hochzeit, und ich war nervös, meine kleine Familie allein zu lassen.

Alles schien in Ordnung. Doch als ich zurückkam, rannte mir Sophie in die Arme, klammerte sich an mich – so wie nach Sarahs Tod – und flüsterte:

„Papa, die neue Mama ist anders, wenn du nicht da bist.“

Ich kniete mich zu ihr hinunter.

— „Wie meinst du das, Liebling?“

— „Sie schließt sich auf dem Dachboden ein… und ich höre komische Geräusche. Es ist gruselig, Papa. Und sie sagt, ich darf da nicht rein. Und… sie ist gemein.“

— „Warum gemein, mein Schatz?“

— „Ich muss mein ganzes Zimmer alleine aufräumen. Und ich bekomme kein Eis, nicht mal wenn ich brav war.“

Mir wurde schwer ums Herz. Tatsächlich war mir aufgefallen, dass Amelia oft auf dem Dachboden war. Sie sagte nur, sie „organisiere Sachen“, und ich hatte es nicht hinterfragt.

An diesem Abend schwieg ich. Ich spielte mit Sophie, brachte sie ins Bett und blieb still. Doch schlafen konnte ich nicht.

Nach Mitternacht verließ Amelia das Bett. Ich wartete ein paar Minuten und folgte ihr leise. Unten an der Treppe sah ich, wie sie die Tür zum Dachboden öffnete und hineinging – ohne sie zu schließen.

Ich schlich ihr hinterher, öffnete vorsichtig die Tür und trat ein.

Und blieb wie versteinert stehen.

Die Wände waren in sanften Farben gestrichen, Regale voller Sophies Lieblingsbücher, ein gemütlicher Fenstersitz mit Kissen, ein kleiner Maltisch mit Staffelei, Feenlichter an der Decke, ein Teetischchen mit Porzellantassen und ein Teddybär mit Fliege.

Amelia drehte sich erschrocken um.

— „Ich wollte dich überraschen… für Sophie“, stammelte sie.

— „Es ist wunderschön, Amelia. Aber Sophie sagt, du warst streng mit ihr. Warum?“

Amelia senkte den Blick.

— „Ich wollte ihr helfen, selbstständiger zu werden. Ich weiß, ich kann Sarah nie ersetzen, und ich will es auch nicht. Ich wollte einfach alles richtig machen… eine gute Mutter sein.“

Dann brach sie in Tränen aus.

— „Aber ich habe vergessen, dass sie vor allem eines braucht: Liebe. Schlichte, alltägliche Liebe.“

Am nächsten Abend führten wir Sophie auf den Dachboden. Ihre Augen wurden riesig vor Staunen.

Sie lief direkt in Amelias Arme.

„Danke, neue Mama. Ich liebe es.“

Später, als ich Sophie ins Bett brachte, kuschelte sie sich an mich und flüsterte:

„Die neue Mama ist nicht mehr gruselig. Sie ist lieb.“