Mit 78 Jahren verkaufte ich alles und kaufte ein One-Way-Ticket, um die Liebe meines Lebens wiederzusehen – doch das Schicksal hatte andere Pläne

Mit 78 Jahren ließ ich alles hinter mir. Meine Wohnung, meinen alten Pickup, sogar meine geliebte Sammlung von Schallplatten.

Elizabeths Brief kam ohne Vorwarnung, versteckt zwischen Rechnungen und Werbung – als wüsste er nicht, wie viel Macht er hatte.

„Ich habe an dich gedacht.“

Das war alles, was darin stand. Ich las es drei Mal, bevor ich wieder atmen konnte.

Ein Brief. Von Elizabeth.

„Ich frage mich, ob du manchmal noch an diese Tage denkst. An unser Lachen. Daran, wie du meine Hand gehalten hast an diesem Abend am See. Ich tue es. Ich habe es immer getan.“

Wir begannen, uns wieder zu schreiben.

Und dann, eines Tages, schickte sie mir ihre Adresse. Das war alles, was ich brauchte.

Ich verkaufte alles. Ich buchte ein One-Way-Ticket.

Als das Flugzeug abhob, schloss ich die Augen und stellte mir vor, wie sie auf mich wartete.

Doch plötzlich verspürte ich einen Druck in meiner Brust. Mein Atem wurde schwer.

— Geht es Ihnen gut, mein Herr?

Ich versuchte zu antworten, doch die Worte kamen nicht.

Als ich wieder zu mir kam, war alles anders. Ich war in einem Krankenhaus.

Eine Frau saß neben meinem Bett und hielt sanft meine Hand.

— Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich bin Lauren, Ihre Krankenschwester — sagte sie sanft.

Ich schluckte. Mein Hals war trocken.

— Wo bin ich?

— Im Bozeman General Hospital. Ihr Flugzeug musste notlanden. Sie hatten einen leichten Herzinfarkt, aber Sie sind stabil. Die Ärzte sagen, Sie dürfen eine Weile nicht fliegen.

Ich lehnte den Kopf zurück ins Kissen. Meine Träume mussten warten.

Ich atmete tief aus.

— Ich bin auch keiner, der einfach dasitzt und auf den Tod wartet.

Sie zuckte nicht zusammen. Sie schimpfte nicht. Sie sah mich einfach nur an.

— Sie wollten jemanden besuchen, oder?

— Elizabeth. Nach vierzig Jahren des Schweigens hat sie mich gebeten, zu ihr zu kommen.

— Vierzig Jahre… das ist eine lange Zeit.

— Zu lang.

Sie fragte nicht weiter. Sie blieb einfach bei mir sitzen.

— Sie erinnern mich an jemanden — sagte ich nach einer Weile.

— Ja? An wen?

— An mich. Vor langer Zeit.

In ihren Augen glänzte etwas. Etwas Unausgesprochenes.

Am letzten Morgen im Krankenhaus kam sie mit einem Autoschlüssel in mein Zimmer.

— Was ist das? — fragte ich verwundert.

— Ein Weg hinaus. — Ich suchte in ihrem Blick nach Zögern. Aber da war keins.

— Sie kennen mich doch gar nicht.

— Ich weiß genug. Und ich will helfen.

Wir fuhren stundenlang. Als wir schließlich die Adresse aus dem Brief erreichten, war es kein Haus. Es war ein Pflegeheim.

Lauren stellte den Motor ab.

— Das ist der Ort?

— Das ist die Adresse, die sie mir gegeben hat.

Dann sah ich sie. Aber es war nicht Elizabeth. Es war ihre Schwester.

— Susan — flüsterte ich.

Sie lächelte traurig.

— James. Du bist gekommen.

— Du hast mich glauben lassen, Elizabeth würde auf mich warten. Du hast mich hoffen lassen… — meine Stimme brach — warum?

— Ich habe deine Briefe gefunden — sagte sie leise. — Elizabeth hat nie aufgehört, sie zu lesen. Selbst nach all den Jahren.

— Sie ist letztes Jahr gestorben. Ich habe auch das Haus verloren…

Vor Elizabeths Grab flüsterte ich:

— Ich habe es geschafft. Ich bin hier.

Aber ich war zu spät.

Vielleicht war es Zeit, anzukommen.

Lauren blieb. Sie nahm eine Stelle im örtlichen Pflegeheim an. Ich kaufte das Haus zurück, das einst Elizabeth gehört hatte.

Eines Abends bat ich Susan zu bleiben. Sie zögerte.

— James, ich… ich möchte keine Last sein.

— Bist du nicht — sagte ich einfach. — Du wolltest nur ein Zuhause. Ich auch.

Später zog auch Lauren ein.

Und jeden Abend saßen wir im Garten, spielten Schach und sahen zu, wie sich der Himmel langsam verfärbte.