Nach 23 Ehejahren bittet sie um ein Date – und erfährt, dass ihr Mann sich für sie schämt. Doch das Leben lehrt ihn eine Lektion.

Nach 23 Jahren Ehe wünschte sich Maria nichts sehnlicher als einen gemeinsamen Abend mit ihrem Ehemann Johannes.

Sie hatten vier Kinder großgezogen, aber die Liebe war im Alltag untergegangen. Johannes kam von der Arbeit, ließ sich aufs Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein, während Marias Tag noch lange nicht zu Ende war. Sie kochte, putzte, half bei den Hausaufgaben, machte die Wäsche und brachte das jüngste Kind ins Bett. Erst wenn alles getan war, setzte sie sich müde hin.

Eines Abends sah sie in den Spiegel – und erkannte sich kaum wieder. Das lebendige Mädchen von damals, das auf dem Hochzeitsfoto strahlte, war verschwunden. Stattdessen sah sie eine erschöpfte, unsichtbare Frau.

Aber Maria wollte das nicht akzeptieren.


Eine einfache Bitte – eine schmerzhafte Wahrheit

Am nächsten Abend deckte sie den Tisch liebevoller als sonst. Beim Abendessen fasste sie sich ein Herz:

Johannes, ich dachte… vielleicht könnten wir morgen zusammen essen gehen. Es gibt ein neues Restaurant in der Innenstadt. Es wäre schön, mal wieder Zeit miteinander zu verbringen.

Johannes lachte spöttisch:

Ein Date? Wozu denn? Es ist doch kein besonderer Tag.

Marias Lächeln verblasste.

Braucht man denn immer einen Grund? Früher sind wir einfach so ausgegangen…

Doch Johannes verzog das Gesicht:

Schau dich mal an! Warum sollte ich mit dir ausgehen? Du siehst furchtbar aus.

Maria schluckte schwer.

Ich habe gerade das ganze Haus geputzt, deshalb sehe ich so aus…

Er winkte ab:

Du siehst immer so aus. Früher hast du dich zurechtgemacht, dich hübsch angezogen… aber jetzt? Jetzt siehst du aus wie eine alte Jungfer. Ich weiß gar nicht, wann du aufgehört hast, dich zu kümmern.

Maria kämpfte mit den Tränen.

Weißt du was? Ich schäme mich für dich, sagte er kalt und zog wortlos seine Jacke an.


Die Lektion eines Freundes

Johannes ging zu seinem besten Freund Samuel. Er wollte mit ihm in eine Bar. Doch Samuel schüttelte den Kopf:

Tut mir leid, ich habe heute ein Date mit meiner Frau.

Ein Date? An einem ganz normalen Tag? fragte Johannes überrascht.

Noch bevor Samuel antworten konnte, kam seine Frau die Treppe herunter – wunderschön angezogen, mit einem Blumenstrauß in der Hand.

Samuel, ich habe die Blumen gefunden! Du bist so lieb!

Ich bin froh, dass sie dir gefallen, lächelte Samuel und überreichte ihr auch ein kleines Geschenk.

Oh, das ist traumhaft! Ich ziehe es gleich an!

Johannes war sprachlos.

Deine Frau sieht umwerfend aus, murmelte er. Und sie wirkt… wirklich glücklich. Meine wirkt nur noch traurig. Sie lächelt kaum noch.

Sam wurde ernst.

Wann hast du Maria das letzte Mal zum Essen eingeladen?

Ich weiß nicht. Vor zwei Jahren? Vielleicht länger?

Samuel seufzte:

Und du fragst dich, warum sie nicht mehr lächelt?

Ich mache den Tag besonders – nicht, weil es ein Anlass ist, sondern weil ich sie liebe. Und weißt du, was passiert, wenn eine Frau sich geliebt fühlt?

Johannes schwieg.

Sie beginnt zu leuchten.


Ein Sinneswandel

Johannes ging wortlos nach Hause. Maria saß auf dem Sofa, die Augen noch gerötet vom Weinen. In ihm stieg Scham auf. Er hatte ihr das angetan.

Ohne ein Wort legte er eine kleine Geschenkbox auf den Tisch.

Es tut mir leid, sagte er leise. Ich war grausam. Du hast das nicht verdient.

Maria sah ihn überrascht an.

Würdest du morgen mit mir ausgehen? Ich habe einen Tisch in diesem neuen Restaurant reserviert.

Langsam öffnete sie die Box – darin lag eine zarte Silberkette.

Tränen traten ihr in die Augen, doch diesmal waren es Tränen der Rührung.

Sie ist wunderschön, flüsterte sie. Danke, Johannes.

Sie lächelte. Ein echtes, warmes Lächeln – eines, das er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Und in diesem Moment wurde Johannes klar:

Er hatte dieses Lächeln vermisst.


Die Frau, die er beinahe verloren hätte

Am nächsten Abend, als Maria aus dem Schlafzimmer trat, blieb Johannes der Atem weg.

Sie war atemberaubend. Doch es war nicht nur das Kleid oder das sorgfältig frisierte Haar – es war das Leuchten in ihren Augen. Dasselbe Leuchten, das sie früher hatte, wenn sie ihn ansah.

Plötzlich fühlte er sich wie ein Narr. Jahrelang hatte er sie für selbstverständlich gehalten, sie sich verlieren lassen – und nie gefragt, ob er der Grund dafür war.

Aber das würde sich ändern.


Eine Ehe, die neu erblüht

Etwas hatte sich verändert. Nicht nur in Maria – auch in Johannes.

Von diesem Tag an ließ er die Liebe nicht mehr in der Routine untergehen. Denn Samuels Worte hatten sich ihm eingeprägt:

Man braucht keinen besonderen Anlass, um zu zeigen, dass man jemanden liebt. Man muss sich einfach entscheiden, jeden Tag besonders zu machen.

Und Johannes?

Er würde nie wieder warten.